Erweiterte Netzwerkarbeit gibt Betroffenen eine gute Perspektive

Paderborner Palliativnetz unterstützt
die Menschen der Region 

Der demographische Wandel hat verschiedene Folgen. Eine davon ist, dass sich Menschen zunehmend mit der Angst vor dem Leiden in der letzten Lebensphase beschäftigen. Umso wichtiger ist es, dass es Institutionen gibt, die Betroffenen wichtige Hilfestellung geben und ihnen damit eine große Unsicherheit nehmen. Das Paderborner Palliativnetz engagiert sich seit seiner Gründung erfolgreich dafür, die Rahmenbedingungen zur Versorgung von Patienten mit einer nicht heilbaren fortschreitenden und weit fortgeschrittenen Erkrankung sicherzustellen und weiterzuentwickeln. 

Harald Müller-Huesmann ist 1. Vorsitzender des Vereins, sowie der ärztliche Leiter des MVZ im Medico am Brüderkrankenhaus. Er macht sich für die Optimierung der palliativen Versorgung stark und sagt: „Ziel aller unserer Bemühungen ist es, die Betreuung der Patienten in der vertrauten Umgebung des häuslichen oder familiären Bereichs zu ermöglichen. „Er baut auf seine jahrelange Erfahrung in der Palliativmedizin und Onkologie und weiß, wie wichtig den Menschen am Lebensende die Nähe ist. 

Dass die palliative Versorgungsform wesentlich dazu beiträgt, Krankenhausaufenthalte auf das notwendige Maß zu beschränken, belegt auch die Auswertung der Patientenzahlen im Versorgungsgebiet des Palliativnetzes. Danach wurden hier zuletzt jährlich über 1000 Patienten neu ins Palliativnetz aufgenommen, von denen 85 Prozent gut versorgt zu Hause oder in speziellen stationären Einrichtungen sterben konnten. Nur in 7 Prozent der Fälle war eine Krankenhauseinweisung notwendig. 
 

„Verwandte, Bekannte, Freunde und Pflegekräfte sind mit betroffen und benötigen Unterstützung und Begleitung. Sie spielen in der letzten Lebensphase eine wichtige Rolle und sollten frühzeitig einbezogen und nicht mit der Situation allein gelassen werden“, sagt Dr. med. Jan Hinnerk Stange. Der Bad Lippspringer ist ebenfalls im Vorstand des Paderborner Palliativnetzes und leitet zudem die Palliativstation in der Karl-Hansen-Klinik Bad Lippspringe. 

Die palliative Versorgung bietet nicht nur medizinische, sondern auch psychosoziale Unterstützung für das Umfeld, um mit der emotionalen Belastung und den Herausforderungen umzugehen, die mit der Betreuung eines schwerkranken oder sterbenden Menschen einhergehen. Sie erhalten Hilfestellung bei der Kommunikation, Beratung und Trauerbewältigung. 

In diesem Kontext verweist Harald Müller-Huesmann auf aktuell Studienergebnisse hin: Pro Jahr versterben in unserem Land etwa 1,2 Prozent der Bevölkerung. Im Mittel hat jeder Verstorbene fünf Zugehörige. Also sind in einem Jahr bereits 6 Prozent direkt oder indirekt vom Versterben in diesem Jahr betroffen. Nimmt man die Zugehörigen hinzu, die im Folgejahr trauern, so steigt die Betroffenenzahl derer, die mit dem Sterben zu tun haben, auf 18 Prozent. Damit handelt es sich um ein gesamtgesellschaftliches Thema im öffentlichen Gesundheitswesen!“ 

In existentiellen Fragen und schwerwiegenden Entscheidungen stehen Palliativärzte und Fachkräfte der Fachberatung des Palliativnetzes Patienten und Zugehörigen zur Seite. 

Einen dringenden Appell richten die Verantwortlichen des Paderborner Palliativnetzes an ihre pflegerischen und ärztlichen Kolleginnen und Kollegen: 

Um den zukünftigen Anforderungen in der palliativen Versorgung gerecht zu werden, ist der Bedarf an weiteren Fachkräften und Palliativärzten von entscheidender Bedeutung. Wir sind daher auf der Suche nach qualifizierten und engagierten Personen, die sich für die Bereiche Palliativmedizin und palliative Pflege interessieren. 

Durch die palliative Versorgung erhalten Angehörige eine umfassende Unterstützung bei der Trauerbewältigung. Zudem werden sie in der Palliativversorgung über die verschiedenen Phasen des Sterbens informiert, was ihnen hilft, sich auf den Prozess einzustellen und besser zu verstehen, sich gegenseitig zu stützen und letztendlich den Verlust ihres geliebten Menschen zu erleichtern. 

Die Trauerbegleitung ist ein wesentlicher Bestandteil hospizlicher- und palliativer Aufgaben. Dieser Bereich ist nach Angaben von Dr. med. Jan Hinnerk Stange eher noch unterversorgt.  

Das Paderborner Palliativnetz bringt sich derzeit besonders stark in die Netzwerkarbeit im Kreis Paderborn ein und übernimmt damit eine Führungsrolle in der Region, um sich auf die künftigen Herausforderungen einzustellen.  

Die Aktivitäten und die Umsetzung des Versorgungsauftrages des Paderborner Palliativnetzes wird seit geraumer Zeit ergänzt durch die Aktivitäten der „Arbeitsgemeinschaft Hospiz- und Palliativversorgung im Kreis Paderborn“.  

Initiiert hat die der Geschäftsführer des Paderborner Palliativnetz e.V., Longinus Lomp. 

Wir wollen die Eigenständigkeit der Anbieter von Unterstützung beibehalten und gleichzeitig Erfahrungen und Kompetenzen zusammenführen, sodass eine kreisübergreifende Arbeit mit geringen Reibungsverlusten möglich ist, beschreibt Lomp seine Motivation zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft. 

Die adäquate Umsetzung dieser Idee erfordere zwangsläufig eine vorausschauende und vorausplanende Kommunikation aller an der Versorgung und Begleitung beteiligten Personen, um unnötigen Krankenhauseinweisungen, falschen oder Fehlinformationen im konkreten Handlungs- oder Notfall, in Krisen oder dem Sterbeprozess entgegenzutreten.