Von der Kooperation zur Netzwerkarbeit

Arbeitsgemeinschaft Hospiz- und Palliativversorgung nimmt ihre Arbeit auf

Ein neues Miteinander mit Vorbildfunktion im Kreis Paderborn

Die Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen und ihrer Angehörigen stellt hohe Anforderungen an das gegliederte Versorgungssystem in Deutschland. Das liegt vor allem an der Komplexität des Themas und der Bedürfnisse der Betroffenen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, Menschen in ihrer letzten Lebensphase Orientierung und Unterstützung zu geben, um ihre Lebensqualität zu verbessern.

Zahlreiche Professionen widmen sich dieser anspruchsvollen Aufgabe und bilden die Grundlage für eine gute Hospiz- und Palliativversorgung im Kreis Paderborn.

„Dieses Wirken muss sichtbarer werden und sich an den gewandelten Bedürfnissen der Betroffenen orientieren“, sagt der Geschäftsführer des Paderborner Palliativnetz e.V.,. Longinus Lomp. “Die Betroffenen sind oftmals Angehörige von schwer erkrankten Menschen, die sich von jetzt auf gleich in einer Ausnahmesituation befinden und professionelle Hilfe wünschen.“

Auf der Grundlage § 39d SGB V wird die Koordinierung der regionalen Hospiz- und Palliativarbeit durch die Krankenkassen und den Kreis Paderborn zur Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung gefördert und unterstützt.

Longinus Lomp hat die Arbeitsgemeinschaft Hospiz- und Palliativversorgung im Kreis Paderborn initiiert.

„In der Vergangenheit gab es immer wieder Bestrebungen, die vorhandenen Netzwerke unter ein Dach zu führen und damit auch die wertvolle Arbeit im Bereich der Hospiz- und Palliativversorgung zu vereinen“, sagt Longinus Lomp. „Wir wollen die Eigenständigkeit der Anbieter von Unterstützung beibehalten und gleichzeitig Erfahrungen und Kompetenzen zusammenführen, sodass eine kreisübergreifende Arbeit mit geringen Reibungsverlusten möglich ist“, beschreibt Lomp seine Motivation zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft.

Und hier setzt die neue Arbeitsgemeinschaft an.In den vergangenen Monaten hat er zahlreiche Gespräche geführt und ist auf offene Ohren gestoßen.

2023 haben zahlreiche Kooperationspartner Ziele und Strukturen mit erarbeitet, die im Jahr 2024 nun die Grundlage der regionalen Vernetzung sind.

Die Arbeitsgemeinschaft rückt die Netzwerkarbeit in den Vordergrund. Nachhaltigkeit und Weiterentwicklung der Angebote sollen durch strukturierte und regelmäßige Kommunikationsräume ermöglicht werden.

Lisa Weber, Pflegeplanerin des Kreises Paderborn macht deutlich: „Die Förderung der Vernetzung und Kooperation im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft ist wichtig, um den Herausforderungen in der Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen und ihrer Angehörigen zu begegnen.“

Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft wurde das Pflegeportal des Kreises Paderborn weiterentwickelt, das sich an Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Pflege- und/oder Unterstützungsbedarf sowie pflegende Angehörige richtet. Bürgerinnen und Bürger können sich im Pflegeportal u.a. über lokale Angebote im Kreisgebiet informieren, die dabei helfen, so lange wie möglich zu Hause zu leben. Weitere Beteiligte bieten Lösungen an, wenn die häusliche Versorgung nicht mehr ausreichend oder gar unmöglich erscheint. Der Schnelleinstieg „Palliativ- und Hospizversorgung“ soll Ratsuchenden den Zugang zu Informationen und Angeboten der ambulanten und stationären Palliativ- und Hospizversorgung vereinfachen.

Anne Kraßort von der IN VIA Akademie in Paderborn stellt für die Arbeitsgemeinschaft die eigene Lernplattform zur Verfügung und sieht das Zusammenwirken sehr positiv: „Wir ziehen alle an einem Strang und haben das Wohl der Hilfsbedürftigen im Fokus. Wenn es uns gemeinsam gelingt, durch die Arbeitsgemeinschaft Abläufe zu vereinfachen und die Bedeutung der Hospiz- und Palliativversorgung zu stärken, ist das ein Gewinn.“ Durch die Lernplattform soll die Kommunikation zwischen den Kooperationspartnern gestärkt werden.

Auch Dr. Maike Genkinger, Oberärztin der Palliativstation in der Karl-Hansen-Klinik Bad Lippspringe, sieht die positiven Auswirkungen der neuen Arbeitsgemeinschaft: „Durch eine gute Verknüpfung ambulanter und stationärer Hilfsangebote können Menschen in der letzten Lebensphase umfassend und an jedem Aufenthaltsort versorgt werden. Je besser die beteiligten Anbieter von Unterstützungsangeboten übereinander informiert sind, umso reibungsloser funktionieren die Übergaben an den Schnittstellen.“

Longinus Lomp fungiert als Koordinator der Arbeitsgemeinschaft. Er hat die Aufgaben auf Basis der zahlreichen geführten Gespräche vorgezeichnet.

Bild: Longinus Lomp
Foto: Heiko Appelbaum

Dazu zählt künftig eine Steuerungsgruppe, in die Kooperationsmitglieder je ein Mitglied entsenden. Ergänzend wird es themenspezifische Projektgruppen, Kooperationstreffen und Fachtagungen geben.

Eine bereits gegründete Arbeitsgruppe setzt sich für die regionale Einführung der gesundheitlichen Versorgungsplanung im Kreis Paderborn ein.

Dazu Dr. Maike Genkinger: „In der Projektgruppe können wir die verschiedenen Bedarfe der einzelnen Akteure benennen und miteinander Lösungen entwickeln, die praxistauglich und realistisch sind. Davon profitiert letztlich der Patient, dessen Wünsche zuverlässig berücksichtigt werden.“

„Mit unserem neuen Modell gehören wir bei diesem Thema zu den Vorreitern“, weiß Longinus Lomp und spricht dabei von einer „Vorbildfunktion im Bereich der Hospiz- und Palliativversorgung“, die in einem stetigen Wandel begriffen sei.

Dass es höchste Zeit ist, das Thema stärker in den Blick der Öffentlichkeit zu bringen, macht der Netzwerker deutlich: „Wir stehen erst am Anfang nachhaltiger demographischer Verwerfungen und müssen jetzt Lösungen entwickeln, wie Brüche im Versorgungssystem abgefedert werden können.“

Dieser großen Aufgabe widmet sich die Arbeitsgemeinschaft. Sie kooperiert inzwischen mit über 50 Partnern und freut sich über weitere Interessierte, die bereit sind sich anzuschließen. Eine direkte Kontaktaufnahme ist per E-Mail an l.lomp@ag-koordination-paderborn.de möglich.